Über Kunst und Unterricht und das Leben dazwischen

Künstlerisches Selbstbewusstsein fördern

Künstlerisches Selbstbewusstsein fördern

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Ich weiß, was ich kann und ich trau mir es zu zeigen!

Kinder in ihrem künstlerischen Selbstbewusstsein zu stärken, war schon immer mein Herzensthema.

Als ich in meinem Referendariat meine erste Kunststunde in einer jahrgangsgemischten Lerngruppe 3/4 unterrichtete, war ich sehr ergriffen davon, dass im Abschlusskreis kein einziges Kind sein entstandenes Werk zeigen wollte. Scheu drückten die Kinder ihre Bilder an ihre kleinen Bäuche oder legten ihre bemalten Papiere mit der Motivseite nach unten in den Sitzkreis, damit bloß niemand einen Blick darauf werfen konnte. Die Kinder schämten sich und waren fester Überzeugung, ihnen sei rein gar nichts gut gelungen.

Als sich ein Mädchen zum Präsentieren ihres Bildes überreden ließ und andere Kinder zu kichern begannen, fing es an zu weinen. Ein Schlüsselerlebnis, das mich als Referendarin viel über meinen Kunstunterricht und die Kinder in dem herausfordernden Stadtteil, in dem ich damals unterrichtete, nachdenken ließ. Mir wurde durch diese Erfahrung sehr deutlich, wie gering der Zusammenhalt unter den Kindern war und wie fragil – nicht nur – ihr künstlerisches Selbstbewusstsein war. Ich war mir damals schon ziemlich sicher, dass diese Herausforderung die wichtigste Aufgabe für mich als (Kunst-)Lehrerin sein würde.

Ein gutes Jahr später eröffneten ich mit denselben Kindern eine Kunstausstellung: In der gesamten Schule hingen selbstgedruckte Plakate, das neu bezogene Atelier war brechend voll mit kleinen und großen Besucher:innen und voller Stolz und mit ganz viel Freude präsentierten und erklärten die Kinder, die ein Jahr zuvor im Fußboden versinken wollten oder in Tränen ausbrachen, ihre Werke dem Publikum.

Gerne möchte ich in diesem Beitrag zusammenfassen, welche Elemente in meinem Kunstunterricht auf besondere Weise zum Aufbau des künstlerischen Selbstbewusstsein der Kinder beigetragen haben. Der Beitrag unterteilt sich in fünf wesentliche Bereiche:

  1. Kunstunterricht wichtig nehmen
  2. Strukturen und Rituale für mehr Selbstständigkeit
  3. Aufbau von Präsentationskompetenz
  4. Anerkennung und Wertschätzung durch Öffentlichkeit
  5. Soziale Kompetenzen und Zusammenhalt

1. Kunstunterricht wichtig nehmen

# Fachlehrkräfte einsetzen

Im Beitrag „Kunstunterricht in Not“ habe ich bereits deutlich gemacht, das Kunstunterricht an deutschen Grundschulen häufig ein Nischendasein pflegt. Gut ausgebildete Fachlehrkräfte sind Mangelware. In der Regel werden die Kunststunden von der Klassenlehrkraft fachfremd unterrichtet und im Unterrichtsalltag auch für andere Tätigkeiten verwendet (Fensterdeko basteln, Arbeitsblätter ausmalen, Förderunterricht für Kinder mit Lernrückständen in Mathe oder Deutsch…). Daher ist allein durch den Einsatz von gut ausgebildeten Kunstlehrkräften bereits viel gewonnen, um die Qualität des Fachunterrichts aufzuwerten und Kunstunterricht zuverlässig stattfinden zu lassen.

# Auf Elternabenden informieren

Als Kunstlehrkraft habe ich sehr positive Erfahrungen damit gemacht, meine kunstpädagogische Haltung, meine Inhalte (z.B. Bilderbücher) und Kunstmaterialien auf Elternabenden vorzustellen. Eltern sind grundsätzlich immer interessiert daran, was ihre Kinder lernen und wie sie sie dabei bestmöglich unterstützen können – ganz gleich, um welches Fach es sich handelt. Dem Kunstunterricht auch auf Elternabenden Raum zu geben, macht allen Beteiligten deutlich, dass auch dieser Unterricht wichtig ist.

# Umzug in einen Kunstraum

Als Referendarin stand für mich an erster Stelle die Aufwertung des Faches Kunst durch den Umzug in den damals kaum genutzten Werkraum. Ich benannte ihn kurzerhand um in „Atelier“ und von da an prangten große, bunte Buchstaben im Stil von Eric Carle über der Eingangstür. In diesem neuen und vor allem besonderen Raum konnten nicht nur die Kinder ihrer Kreativität freien Lauf lassen, auch ich konnte meine ganz eigenen Strukturen und Rituale einführen, die ich in den folgenden Abschnitten näher erläutern werde.

Das Potential eines Fachraums für den Kunstunterricht wird in der Grundschule oft völlig unterschätzt. Aber auch wenn es an einer Schule nicht die räumlichen Möglichkeiten geben sollte, können die nachfolgenden Anregungen genauso gut im Klassenraum etabliert werden.

2. Strukturen und Rituale für mehr Selbstständigkeit

„Regeln, Rituale und feste Abläufe sind verlässliche Ordnungen im Leben der Kinder. Sie strukturieren und erleichtern den schulischen Ablauf und das Miteinander – was in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen besonders wichtig ist. Sie entlasten die Lehrpersonen und geben Kindern in der Vielfalt der Eindrücke Orientierung und Sicherheit während des Schulvormittags [und -nachmittags Anmerkung I.H.] – eine Ordnung, die das Kind frei macht für seine Arbeit“ (Nicklaus 2010, 88).

Um den Kindern ein Gefühl von Sicherheit zu geben und dadurch ihre Selbstständigkeit im Kunstunterricht zu erhöhen, ist es wichtig, dass sich die Kinder zeitlich und räumlich sicher in den Kunststunden und im Kunstraum orientieren können. Die Kinder erfahren durch ihr selbstständiges Tun ein hohes Maß an Selbstwirksamkeit, das wiederum ihr Selbstvertrauen stärkt und sich positiv auf ihre Selbstwahrnehmung auswirkt. So schreibt auch Petersen: „Die Grundlage für Selbstvertrauen, Selbstständigkeit und gleichberechtigte Kooperation werden durch Ritualisierung gelegt und ständig gepflegt“ (vgl. Petersen 2005, 7). Welche Rituale und Strukturen bieten sich dafür an?

# Ein Kunstspruch zum Ankommen

Ein Kunstspruch zum Ankommen hat sich sehr bewehrt, um den Kunstunterricht gemeinsam einzuläuten, sie einzustimmen und die Konzentration der Kinder einzufangen. Insbesondere als Fachlehrkraft, die nur einmal die Woche in einer Klasse eingesetzt ist, macht solch ein Ritual auf verschiedenen Wahrnehmungskanälen deutlich, dass nun der Kunstunterricht mit seinen eigenen Regeln, Abläufen und einer Atmosphäre der Kreativität und Wertschätzung beginnt.

# Abläufe transparent machen

Die Visualisierung und das Vorlesen eines Ablaufplans schafft Transparenz und erhöht dadurch die Sicherheit und Selbstständigkeit der Kinder während der Kunststunden. Aufgrund der wenigen Kunststunden (meist 2 Std./Woche) ist es wichtig, den Verlauf des Unterrichts jede Woche gleich aufzubauen, zumindest aber während eines längeren Projekts einen zeitlich ritualisierten Ablauf beizubehalten, damit sich Routinen entwickeln können und die Kinder erste positive Erfahrungen im selbstständigen Handeln sammeln können (vgl. Petersen 2005, 11f.).

# Raumanker etablieren

Zusätzlich zur ritualisierten Zeitstruktur sind ritualisierte Raumstrukturen von besonderer Bedeutung, auch Raumanker genannt: „Ein Anker ist ein Stimulus, der immer wieder die gleiche Reaktion hervorruft“ (Nitsche 2009, 27). „Diese Anker verschaffen einen inneren Zustand im Schüler, der sowohl das Lernen fördert, als auch eine bestimmte Erwartungshaltung (…) aufbaut“ (ebd. 29).

Dementsprechend haben sich in meinem Kunstraum über die Zeit vielfältige Anker entwickelt. Die wichtigsten Raumanker sind die frontale Begrüßung, der Einführungstisch, um den sich die Kinder herumstellen, wenn ich die Technik der Stunde demonstriere, der Materialtisch, an dem die Kinder alle benötigten Materialien finden, diese selbstständig  benutzen dürfen und auch wieder zurückstellen müssen, und der Präsentationsthron (den werde ich weiter unten näher erläutern).

Sind die Raumanker erst einmal ritualisiert, wissen die Kinder, was sie in dieser Unterrichtsphase erwartet. Auf diese Weise wird das sichere und selbstständige Handeln der Kinder maßgeblich unterstützt, Unterrichtsstörungen werden minimiert und Phasenübergänge beschleunigt.

Dadurch, dass der Kunstunterricht oft nur einmal die Woche stattfindet, ist der Aspekt der Orientierung im Raum zur Förderung der Selbstständigkeit keinesfalls zu unterschätzen und die Lehrkraft sollte sich gemeinsam mit den Kindern genug Zeit nehmen, die Elemente des Raumes immer wieder zu erkunden.

# Aufräummusik nutzen

Mit einem Timer mache ich die Dauer der Arbeitsphase transparent und erinnere die Kinder 5 Min. vorher an das Ende der Arbeitsphase.

Eine ritualisierte Aufräummusik leitet die Aufräumphase meines Kunstunterrichts ein. Dies hat den Vorteil, dass die Kinder nicht plötzlich aus ihrem kreativen Tun gerissen werden, sondern sie mit der Zeit ein eigenes Gefühl für ein passendes Ende und ihr anschließendes Aufräumtempo entwickeln können. Wichtig dabei ist, dass jede Woche dasselbe Lied genutzt wird. Wenn die Aufräummusik beendet ist, darf auch ich als Lehrkraft nicht mehr im Raum herumwuseln, sondern stehe still mit Leisezeichen vor der Klasse bzw. sitze im Sitzkreis. (–> Raumanker!)

# Dienste einführen und reflektieren

Kunstdienste helfen maßgeblich bei der Organisation des Aufräumprozesses. Denn zum „Selbstständigwerden gehört auch die Mitverantwortung für die Belange der Gemeinschaft und des Klassenraumes“ (Nicklaus 2010, 92). Um das selbstständige Aufräumen zu fördern, müssen die verschiedenen Dienste intensiv besprochen, erlernt, kontrolliert und immer wieder reflektiert werden. Durch einen regelmäßigen Wechsel und die Zusammenarbeit mit einer Partner:in macht nach und nach jedes Kind positive, selbstwirksame Erfahrungen während der Aufräumphase.

3. Aufbau von Präsentationskompetenz

„(…) das Hergestellte zu präsentieren, erfüllt sie mit Stolz und Freude. Etwas hervorzubringen, erzeugt Kompetenzgefühle, Ich-Stärke und Selbstsicherheit“ (Kirchner 2008, 18).

Im Laufe meines Referendariats habe ich vielfältige Präsentations- und Reflexionsformen für das Ende der Kunststunden erprobt: Museumsgänge zu bestimmten Leitfragen, das Verteilen von Namensklammern oder Muggelsteinen, Sammlungen der Werke im Sitzkreis oder an der Tafel, lehrkraftgeleitete Gespräche über ausgewählte Werke der Kinder u.ä. Es wollte mir nicht so recht gelingen, eine zufriedenstellende Reflexion und Sicherung für die Kinder und mich zu gestalten – bis  ich den Präsentationsthron entdeckte und eine schüler:innengeleitete Präsentation für meine Lerngruppe entwickelte.

# Präsentationsthron

Der Präsentationsthron ist ein anmutiger Rattansessel gepolstert mit rotem Samtstoff. Ich habe auch schon wahnsinnig tolle, selbstgenähte Stuhlhussen gesehen, aber so aufwändig muss es gar nicht sein. Ein bisschen Pannesamt macht aus jedem Stuhl etwas Besonderes.

Am Ende jeder Stunde dürfen ein, zwei oder drei Kinder nach vorne kommen, auf dem Stuhl Platz nehmen und ihr Kunstwerk mithilfe von Satzanfängen präsentieren. Nach der Präsentation gibt es Applaus und das Kind erfährt von der Lerngruppe und der Lehrkraft Wertschätzung und Anerkennung, was ausschlaggebend für die Ausbildung des künstlerischen Selbstbewusstseins ist.

Kirchner beschreibt die Verknüpfung zwischen künstlerischem Schaffensprozess und Präsentation wie folgt: „Intensität und Leidenschaft sind oftmals der Motor für kreatives Tun. Das daraus resultierende Ergebnis wird mit Mut präsentiert, obgleich es vielleicht unkonventionell ist. Das Bedürfnis, ein Produkt mitzuteilen und zu zeigen, gehört zum kreativen Verhalten dazu“ (Kirchner 2008, 30).

# Redemittel und Visualisierungen

Die Redemittel in Form von Satzanfängen sind äußerst wichtig, um die Kinder beim Sprechen zu unterstützen und dadurch Sicherheit zu bieten. Ich entwarf ich ein kleines Büchlein, das bei der Strukturierung der Präsentation helfen sollte und die Sätze mit Bildern verdeutlichte. Zusätzlich wurden die Bilder, Satzanfänge und Fragen als A3-Poster an der Wand aufgehängt. Auf diese Weise sind sie immer präsent, die Kinder können sich bereits in der Stunde auf ihre Präsentation vorbereiten (z.B. in einer Künstler:innenkonferenz für schnelle Schüler:innen) und das Publikum kann der Präsentation leichter folgen.

Bei der schüler:innengeleiteten Präsentation ist es wichtig, dass diese wertschätzend und kriterienorientiert abläuft („Gut gelungen ist mir….“ und „Ich habe darauf geachtet…“) Die zuhörenden Kinder sollten keine Kritik äußern und auch keine Verbesserungsvorschläge geben, solange diese nicht ausdrücklich von dem präsentierenden Kind erwünscht sind („Schwer fiel mir … Wer hat einen Tipp für mein Problem?“).

Da der Präsentationsthron schnell eine große Beliebtheit erfuhr, findet die Auswahl der Kinder für die Präsentationen auch mithilfe einer Liste statt. Auf diese Weise kommt kein Kind zu kurz.

Die Besonderheit des Präsentationsthrons motiviert die Kinder, ihre Werke zu präsentieren und ihren Arbeitsprozess zu reflektieren – etwas, das zu Anfang meines Referendariats undenkbar gewesen war.

Die Wahl einer Assistent:in, die das Kunstwerk für das präsentierende Kind hält und notfalls Tipps beim Sprechen geben kann, nimmt auch den schüchternsten Kindern ihre Furcht vorm Präsentieren, sodass sich ein selbstverständliches Ritual entwickelt hat, dass die Kinder mit Stolz auf ihre Arbeit erfüllt und ihr Selbstbewusstsein und ihre Präsentationskompetenz fördert.

4. Anerkennung und Wertschätzung durch Öffentlichkeit

„Es gehört zum Wesen der Bildenden Kunst, gesehen zu werden.“ Durch das Präsentieren und Ausstellen wird erfahren, „dass die eigene produktive Arbeit, hinter der erlebte Mühen stehen, für andere – Mitschüler wie Außenstehende – Gegenstand der Würdigung und Auseinandersetzung wird“ (Herles 2007, 6).

Wenn sich die Kinder in ihrer Lernumgebung sicher orientieren können und sich die wertschätzende, kriterienorientierte Präsentation ihrer Kunstwerke als fester Bestandteil jeder Kunststunde etabliert hat, entwickeln Kinder auch den Mut ihre Werke der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Dies kann in Form von Ausstellungen oder Theateraufführungen sein, z.B. in der Pause, nach Schulschluss, auf einem Schulfest oder im Unterricht, indem die Parallelklasse eingeladen wird, auch ein Bericht auf der Schulhomepage oder die Teilnahme an einem Wettbewerb bieten sich an.

All diese Möglichkeiten fordern künstlerisches Selbstbewusstsein, fördern es aber auch zugleich durch die positive Wertschätzung und Anerkennung, welche die Kinder von Mitschüler:innen, Eltern und anderen Mitarbeitenden der Schule erfahren.

„Ausstellen und Ausstellungen machen, Präsentationen entwickeln und inszenieren sind elementarer Bestandteil bildnerisch-ästhetischen Handelns“ (Kirchner 2011, 29) und wichtige Aufgabe des Kunstunterrichts. Wie eine Kunst-Austellung geplant und durchgeführt werden kann, werde ich nun genauer eräutern.

# Plakate und Einladungen

Das gemeinsame Herstellen von Plakaten und Einladungen erhöht die Teilhabe der Kinder an der Organisation und trägt somit zur Mitbestimmung sowie der Identifikation mit der Ausstellung bei.

Die Ausstellung wird dadurch Gespräch auf dem Schulhof, im Mitarbeiter:innenzimmer und zu Hause. Auch besondere Besucher:innen, wie Kunstschaffende oder politische Persönlichkeiten aus dem Bereich der kulturellen Bildung, können eingeladen werden und ggf. ein paar Sätze sagen und tragen dadurch zur Bedeutsamkeit und erfahrenen Wertschätzung der Ausstellung bei.

# Raumgestaltung

Es kann sinnvoll sein, den Kunstraum für die Ausstellung umzuräumen oder eine gesonderte Ausstellungsfläche auszuwählen. Schlichte Rahmen, Podeste oder Tücher und Stoffe, die über die Tische gelegt werden sowie Lampen, die die kleinen Werke beleuchten, schaffen eine besondere Atmosphäre.

Auch kann eine passende Hintergrundmusik die Besucher:innen während der Kunst-Ausstellung einstimmen.

# Aufgabenverteilung

Mit den Kindern erarbeitete ich zuvor verschiedene Ämter, denen sie auf der Ausstellung sehr selbstbewusst und verantwortungsvoll nachgingen: So gab es im Eingangsbereich der Schule Wegweiser:innen, die den Besuchenden den Weg in den Kunstraum zeigten. Außerdem gab es Kunst-Expert:innen, die an einer Infowand Fragen über die behandelte Künstlerin und ihre Werke beantworteten. Die Museumsführer:innen passten auf die Kinderwerke auf und  standen für Erklärungen jederzeit bereit, während die Barkeeper:innen für die Getränke zuständig waren. Die Komplimente-Fischer:innen managten alles rund um die Feedback-Wand unter dem Titel “Fishing for Compliments”. Das alles wurde von den Fotograf:innen natürlich in Bildern festgehalten. Auf diese Weise waren alle Kinder eingebunden und ein unabdingbarer Teil der Ausstellung und ihrer Organisation.

5. Soziale Kompetenzen und Zusammenhalt

Ein Aspekt, der in meinen bisherigen Erläuterungen noch keinen Platz gefunden hat, der aber ebenfalls maßgeblich zu dieser Entwicklung beigetragen hat, ist die intensive Arbeit an sozialen Kompetenzen in der Lerngruppe.

Gemeinsam mit meiner Teamkollegin nahmen wir uns im Unterricht viel Zeit für die Förderung des Gruppenzusammenhalts, z.B. durch kooperative Spiele und Methoden, wechselnde Sitzplätze, Ausflüge sowie einen regelmäßigen Klassenrat. Wir wurden nicht müde mit den Kindern immer und immer wieder zu reflektieren, wie wertvoll die Zusammenarbeit ist und das kein Kind ausgeschlossen werden darf.

Fazit

Die Ausstellung war ein gelungener Abschluss einer längeren Unterrichtsreihe. Die Anzahl der neugierigen und begeisterten Besucher:innen übertraf alle Erwartungen und an der Komplimente-Wand wurden auf Post-its 100 Komplimente gesammelt, die noch Wochen später im Klassenraum an die erfolgreiche Ausstellung erinnerten.

Durch die intensive Teilhabe der Kinder wurde ihr Selbstbewusstsein maßgeblich gesteigert. Rituale und Strukturen sowie die Förderung des Gruppenzusammenhalts schufen einen sicheren und verlässlichen Rahmen, in dem sich die Kinder in einer kreativen und wertschätzenden Atmosphäre Selbstwirksamkeit erfahren und sich weiterentwickeln konnten.

Ich hoffe, ich konnte euch mit diesem Beitrag ein paar Ideen an die Hand geben, wie ihr das künstlerische Selbstbewusstsein eurer Schüler:innen fördern könnt. Schafft einen verlässlichen Rahmen und traut euch und euren Schüler:innen zu regelmäßig Ausstellungen in den Schulalltag zu etablieren. Sie tragen maßgeblich zum Aufbau des künstlerischen Selbstbewusstseins bei, motivieren die Schüler:innen zu hohen Leistungen und sind ein unentbehrliches Element von hochwertigem Kunstunterricht. Ich freue mich, wenn ihr in den Kommentaren von euren Erfahrungen zu diesem Thema aus der Praxis erzählen mögt!

Literatur

Herles, Diethard (2007): Medium Ausstellung – als Aufgabe im Kunstunterricht. In: Kunst+Unterricht, H. 312/313/2007, S. 4-9.

Kirchner, Constanze (2008): Kinder & Kunst. Was Erwachsene wissen sollten. Friedrich Verlag lag, Seelze-Velber.

Kirchner, Constanze (Hg.) (2011): Kunstunterricht in der Grundschule. Cornelsen Scriptor Verlag, Berlin.

Nicklaus, Ingrid (2010): In Ordnung hineinwachsen (Kap. 4 – Riten und Rituale einführen). In: Christiani, Reinhold (Hg.) (2010): Jahrgangsübergreifend unterrichten. Cornelsen Scriptor Verlag, Berlin, S. 88-93.

Nitsche, Pearl (2009): Nonverbales Klassenzimmermanagement. Strategien aus der Praxis für die Gruppe. Inge Reichardt Verlag, Untermeitingen.

Petersen, Susanne (2005): Rituale für kooperatives Lernen in der Grundschule. Cornselsen Scriptor Verlag, Berlin.

Eine Antwort zu „Künstlerisches Selbstbewusstsein fördern”.

  1. Avatar von Kathrin
    Kathrin

    Liebe Isabel, danke für deine Anregungen hier. Sie helfen mir sehr für meinen eigenen Unterricht in der Grundschule. Denn auch mit Kunst als Didaktikfach wird die Didaktik im Studium allerhöchstens angekratzt. Deine Beiträge hier und auf Instagram geben mir immer wieder neue Denkanstöße. Liebe Grüße aus Bayern

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